In diesem Video geht es um die Frage, was ein Präfix ist. Präfixe nennt man auch Vorsilben. Und damit befinden wir uns in der Morphologie. Das Wissenschaftsgebiet innerhalb der Linguistik, das sich mit dem Aufbau von Wörtern beschäftigt.
#sprache #linguistik #morphologie
Vorwissen:
👨🎓 Affix, Basis & Wurzel - https://www.youtube.com/watch?v=AQHIY1l-lwI
👨🎓 Was sind Morpheme? - https://www.youtube.com/watch?v=wI2UVuBkcGE
👨🎓 Was sind freie Morpheme? - https://www.youtube.com/watch?v=K_p1mCg-HQA
👨🎓 Was sind gebundene Morpheme? - (erscheint bald)
👨🎓 Was sind lexikalische Morpheme? - (erscheint bald)
👨🎓 Was sind grammatische Morpheme? - (erscheint bald)
Quellen:
- Spillmann, H. O. (2000): Einführung in die germanistische Linguistik. Langenscheidt.
- Busch, A., & Stenschke, O. (2018). Germanistische Linguistik: eine Einführung. Narr Francke Attempto Verlag.
- Dipper, S., Klabunde, R., & Mihatsch, W. (2018). Linguistik. Springer Berlin Heidelberg.
- Horstmann, S., Settinieri, J., & Freitag, D. (2019). Einführung in die Linguistik für DaF/DaZ. utb GmbH.
- Schümann, M. (2010). Präfix. In E. Hentschel (Hrsg.), Deutsche Grammatik. Walter de Gruyter.
0:00 Einleitung
0:47 Affix
1:15 Präfixe im Deutschen
1:37 Präfix als lexikalisches Morphem
1:56 Präfix als grammatisches Morphem
2:50 Griechische & lateinische Herkunft
3:07 Zusammenfassung
Ein Präfix (auch: Vorsilbe genannt) ist ein Affix. Es wird vor ein Wort gehängt. Dadurch ändert sich die Bedeutung des Wortes und ein neues Wort entsteht. Weil ein Präfix ein Affix ist, wird es an eine Basis gehängt. Dazu ein Beispiel: Aus dem Wort „Glück“ wird mithilfe des Präfixes „un-“ das Wort „Unglück“. Dieses neue Wort nennt man Derivat. Es ist ein abgeleitetes Wort.
Im Deutschen gibt es viele verschiedene Präfixe, die häufig verwendet werden. Fast alle Präfixe bestehen aus einer Silbe („ur-“, „auf-“, „be-“ … ). Darum nennt man Präfixe auch Vorsilben. Allerdings gibt es Ausnahmen. Die Präfixe „hyper-“, „mega-“ und „mini-“ sind aus zwei Silben aufgebaut.
Das Präfix „un-“ hat, wie man im Wort „Unglück“ sehen kann, eine bestimmte Bedeutung. Es kehrt das Lexem ins Gegenteilige. „Un-“ bedeutet also so viel wie „nicht“. Somit handelt es sich um ein gebundenes lexikalisches Morphem. Allerdings sind nicht alle Präfixe lexikalische Morpheme. Sie können auch grammatisch sein, wie in „vergleichen“. Präfixe bewegen sich also zwischen lexikalischen und grammatischen Morphemen. Man muss also individuell entscheiden, ob es sich um ein lexikalisches oder ein grammatisches Morphem handelt.
Ob lexikalisch oder grammatisch, Präfixe sind immer gebundene Morpheme. Alle Einheiten, die frei vorkommen können, zählen nicht zu den Präfixen. „Anti“ ist somit kein Präfix, denn: „Seine Haltung war ziemlich anti.“ ist kein akzeptabler Satz.
Die Wortbildung mithilfe von Präfixen ist sehr typisch für die deutsche Sprache. Das sieht man zum Beispiel am Wort „gehen“. Präfixe können locker über 100 neue Wörter bilden, indem sie sich mit dem Verb „gehen“ verbinden: „aufgehen“, „eingehen“, „mitgehen“, „ausgehen“ … Aber sie erweitern nicht nur Verben nach diesem Schema, sondern auch Substantive („Missmut“) und Adjektive („unklug“).
Viele Präfixe verdanken wir dem Griechischen und Lateinischen. Aus diesen Sprachen stammen unter anderem das Präfix „a-“, das Wörter wie „asozial“ oder „atypisch“ bildet und „multi-“: „multikulturell“ und „Multimedia“.
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