Franziska Schnitzler bringt ihren kleinen Sohn Theo regelmäßig in das blaue Zelt der Johanniter. Bereits seit mehreren Monaten wird dort ein Programm für Kinder angeboten. "Zunächst ging es darum, die Kinder von den Baustellen wegzubekommen - mittlerweile bieten wir Hausaufgabenbetreuung, Mittagessen und freies Spielen an," erzählt Lisa Reichert von den Johannitern.
Auch die Kinder aus Dernau haben die Flutnacht miterlebt, saßen zum Teil mit ihren Familien stundenlang in der Nacht auf dem Dach oder haben Angehörige verloren. "Spielerisch verarbeiten die Kinder das Erlebte und das ist auch gut so", sagt Reichert. Das kennt auch Franziska Schnitzler. Ihr Sohn Theo verarbeite den Abriss des Kölner Hofs und damit den Verlust ihres Zuhauses. "Auf dem Spielplatz wird dann auch schon mal Abriss oder Flut gespielt."
Das Verarbeiten der Ereignisse fällt auch Alexandra Baltes schwer. In der Winterzeit sei sie in ein schwarzes Loch gefallen, erinnert sie sich. "Ich habe gemerkt, je mehr man mit anderen Leuten spricht, desto besser ist es. Irgendwann ist auch die Wut weg gewesen. Es tut immer noch weh, dass eine Nacht quasi alles hier ausgelöscht hat, aber man kommt langsam besser klar." Auch die Gespräche mit dem Pfarrer aus Dernau seien hilfreich gewesen.
Für Handwerker Sebastian Tetzlaff ist gerade vor allem eine Sache ein positiver Lichtblick: die Baugenehmigung ist gekommen. "Da ist schon richtig ein Gebirge abgefallen", sagt Tetzlaff. Wenn jetzt alles gut laufe, dann könnte schon bis Ende des Jahres sein neues Haus stehen. "Das tut gut und motiviert natürlich."
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) kümmert sich vor Ort um die älteren Dernauer. Kurz vor Weihnachten ist mitten im Ort ein Containerdorf für sie entstanden. Durch psychologische Hilfe und kleinere Aktionen versuchen die Mitarbeiter des ASB, die Senioren abzulenken.
Christian Falkenstein ist Diplom-Psychologe und Psychotherapeut und bietet Gesprächsrunden an. Er kennt die Ängste der älteren Dernauer. "Es ist die eine Sache, sein Haus zu verlieren. Aber es ist eine ganz schwierige Sache, die Perspektive zu verlieren und jemand mit 85 Jahren hat nicht die Perspektive, das Ahrtal jemals wieder aufgebaut zu erleben."
So geht es auch Hedwig Gorbach. Das Haus von ihr und ihrem Mann wurde von der Flut zerstört und der Aufbau geht nur schleppend voran. "Erlebe ich es überhaupt noch, dass ich dort wieder einziehen kann? Das zieht mich manchmal runter." Hedwig Gorbach versucht dann, sich zusammen mit ihrem Mann wieder aus diesen dunklen Gedanken rauszuziehen.
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