Russendisko, Pelmeni und die Matroschka im Regal: Erinnerungen an die Deutsch-Sowjetische Freundschaft leben in Ostdeutschland weiter. Die Verbindung zu Russland ist dort traditionell stark – und nun auch die Verstörung. Denn seit dem Beginn des Ukrainekrieges nimmt die Ablehnung gegenüber allem Russischen zu.
Exactly fragt: Wie ist die Sicht von Ostdeutschen auf Russland heute, in Kriegszeiten? Was geschieht mit der nostalgisch gepflegten Erinnerungskultur an die alten Zeiten? Und hat sich der Umgang mit russisch-sprachigen Menschen verändert?
Unsere Reporterin Natalie besucht ein "Ostblocktreffen" in Neuruppin auf dem ehemaligen sowjetischen Militärflugplatz. Zwischen angestaubten Sowjetsternen, aber auch Fahnen mit Friedenstauben wird an historischen Autos geschraubt. Während hier die Sowjet-Geschichte gepflegt wird, erleben russischsprachige Menschen im Hier und Jetzt ganz andere Aufmerksamkeit: Der Betreiber eines russischen Restaurants in Leipzig erhält verstörende Drohanrufe, einige Gäste kommen nicht mehr. Und auch andere Stimmen aus der russischsprachigen Community berichten, dass selbst Kinder in ihren Schulen angefeindet werden. Das Innenministerium in Berlin hat seit Beginn des Krieges etwa 300 anti-russische Straftaten gezählt, davon 13 Gewalttaten. Vornehmlich sind es Sachbeschädigungen, Beleidigungen, Bedrohungen.
Gibt es trotzdem noch Überbleibsel der russisch-deutschen Freundschaft, die zu DDR-Zeiten noch omnipräsent war? exactly zeigt auch den Zusammenhalt – beispielsweise in Austauschprogrammen zwischen russischen und deutschen Studierenden. Trotzdem: Das Verhältnis und der Umgang mit der Nähe zu Russland gestaltet sich spätestens seit Kriegsbeginn kompliziert. Ein Video über die Widersprüche im Osten.
Autorin: Natalie Meyer
Kamera: Torsten Backofen, Daniel Berg
Schnitt: Hendrik Fehse
Recherche: Carmen Salas, Pauline Stockmann
Redaktion: Anja Riediger
https://www.mdr.de/investigativ/index.html
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